Als 1960 das erste Fernsehduell zweier amerikanischer Präsidentschaftskandidaten live übertragen wurde, berichtete die Tagespresse am darauffolgenden Tag auch über einen Stuhl. Kein geringerer als der spätere Präsident John F. Kennedy hatte wegen seines Rückenleidens auf dem bequemen Stuhlmodell eines dänischen Designers bestanden. Die stilvolle Eleganz, die dieser Stuhl neben seiner Bequemlichkeit ausstrahlte, war auch dem Publikum nicht verborgen geblieben.
Der Entwurf zu diesem als „The Chair“ in die Geschichte eingegangenen Stuhls stammte vom dänischen Designer und Architekten Hans Jorgensen Wegner, der dadurch erstmals einem internationalen Publikum bekannt wurde und damit den Ruf dänischen Designs als „hippes“ Mobiliar begründete. Zur Legende machen sollte ihn jedoch ein anderes Modell – eines der bekanntesten Stuhldesigns überhaupt: der Wishbone Chair.
Später Erfolg für zwei Design-Ikonen
Dass der „Wünschelruten-Stuhl“ – auch Y-Chair oder CH24 genannt – ebenso wie „The Chair“ bereits im Jahr 1949 entstand, zeigt wie sehr die Bekanntheit großer Künstler oftmals von Zufällen abhängig ist. Auch der Wishbone Chair gelangte erst nach 1960 zu seiner heutigen Berühmtheit, obwohl er seit 1950 kontinuierlich vom dänischen Möbelhersteller Carl Hansen & Son produziert wurde – woran sich bis heute nichts geändert hat.
Im Gegensatz zum „Round Chair“, wie „The Chair“ ursprünglich hieß, hatte der Wishbone Chair jedoch einen entscheidenden Vorteil: Er war durch teilmaschinelle Produktionsprozesse von Anfang an darauf konzipiert, einem größtmöglichen Publikum zugänglich gemacht zu werden. Der Round Chair war dagegen deutlich aufwendiger in der Produktion.
Dänisches Design in seiner schönsten Form
Dennoch: Auch der Wishbone Chair wird bis heute zu großen Teilen von Hand gefertigt. Ganze drei Wochen dauert die Herstellung; über 100 Arbeitsschritte sind hierfür nötig. Allein das Weben der Sitzfläche aus etwa 120 Metern Papierkordel kostet einen erfahrenen Handwerker fast eine Stunde seiner Arbeitszeit.
Eine Investition, die sich lohnt. Mit seinem zeitlos eleganten Design hat der komfortable und dennoch äußerst stabile Stuhl auch nach Jahrzehnten nichts von seiner Strahlkraft eingebüßt hat. Ein echtes Stück Handwerkskunst, das mit seiner Detailverliebtheit, schlichten Ästhetik und funktionalen Konstruktion stellvertretend für eine ganze Generation von Möbelmachern der dänischen Moderne wie Arne Jacobsen, Alvar Aalto oder Verner Panton steht.
Die China Chairs und ihr krönender Abschluss
Was den Wishbone Chair so einzigartig macht, ist sein unverkennbares Design, das – typisch für Wegner – modernen Minimalismus mit organischen Formen und klassischen Materialien verbindet. Der Wishbone Chair entstand als letzter einer Reihe von Stühlen, die an chinesischen Sesseln aus der Ming-Dynastie angelehnt waren und über einen Zeitraum von fünf Jahren entstanden – den China Chairs.
Charakteristisch für dieses Modell sind die markant geschwungenen Hinterbeine und die namensgebende Rückenstrebe mit ihrer Y-Form, die auch an eine Wünschelrute erinnert. Das luftige Design bietet dem Sitzenden dabei viel Platz; durch die kurzen Armlehnen und den leichten Aufbau eignet der Stuhl sich ebenso für den Wohn- wie auch Essbereich.
Wishbone Chair – mehr als nur einer von vielen
Diese durchdachte Konstruktion ist auch Beleg für die handwerkliche Kunstfertigkeit Wegners, der gelernter Tischler war und trotz seines architektonischen Studiums am liebsten Stühle entwarf. Im Laufe seines Lebens sollten es über 500 werden – der erfolgreichste davon der Wishbone Chair.
„Ein Stuhl sollte keine Rückseite haben. Er sollte von allen Seiten und Winkeln Schönheit ausstrahlen.“, sagte Hans J. Wegner einmal. Mit dem Y-Chair ist ihm dies zweifellos gelungen. Wegner starb 2007 in Kopenhagen. Mit dem Wishbone Chair hat er sich unsterblich gemacht.
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