Bugholzstühle werden in einem besonderen Verfahren hergestellt, das Michael Thonet im 19. Jahrhundert entwickelte und eine Revolution in der Möbelherstellung war. Wir erklären, wie das Bugholzverfahren funktioniert.
Holz und Dampf – mehr braucht es nicht
Unter Bugholz versteht man nichts anderes als massives Holz, das gebogen wurde. Um massives Holz zu biegen, sind einige Arbeitsschritte nötig. Der Prozess dauert insgesamt mehrere Tage. Er beginnt mit einem Kantel aus Buchenholz. Buchenholz ist sehr stabil und eignet sich daher besonders gut für das Bugholzverfahren.
Der Kantel wird im ersten Schritt zu einem Stab gedrechselt und anschließend bei über 100 Grad Celsius gedämpft. Das Holz bleibt für rund sechs Stunden in einem Dampfkessel, in dem der Wasserdampf unter Druck in das Holz gepresst wird. Durch die hohe Temperatur wird das Buchenholz elastisch, nur so kann es später gebogen werden.
Beim Biegen ist Körpereinsatz gefragt
Nach dem Dampfvorgang wird das Holz in eine Biegeform gelegt. Damit die Außenseite des Holzes nicht reißt, kommt dabei ein Zugband aus Metall zum Einsatz. Das eigentliche Biegen erfordert nun Körpereinsatz. Die sogenannten Bieger drehen die beiden Seiten des Holzstabes um 70 Grad nach innen und fixieren das Holz in der Form.
Für zwei Tage muss das Holz nun in der Biegeform in einer Trockenkammer lagern. Dadurch verliert das Holz einen Großteil seiner Feuchtigkeit. Nach dem Lösen aus der Biegeform kann das Holz weiterverarbeitet werden.
Der Bugholzstuhl – ein weltweiter Erfolg
Dank dieses Verfahrens gelang Michael Thonet 1859 der große Durchbruch mit seinem Consumstuhl Nr. 14. Heute ist das Modell weltweit unter dem Namen Kaffeehausstuhl 214 bekannt. Der Kaffeehausstuhl gilt bis heute als meistverkaufter Stuhl aller Zeiten und als Meilenstein in der Möbelherstellung.
Noch heute wird der Bugholzstuhl in seiner ursprünglichen Form produziert. Aber auch andere Möbelstücke wie Schaukelstühle, Sessel und Sofas werden seit Jahrzehnten im Bugholzverfahren hergestellt.