Wohl kaum ein anderes Möbelstück ist so vielseitig einsetzbar wie der berühmte Ulmer Hocker. Wir stellen Ihnen das Multitalent vor!
Aus der Not eine Tugend gemacht
Genau genommen ist die Idee zum Entwurf des Ulmer Hockers aus der Not geboren. 1953 gründete der Schweizer Architekt Max Bill gemeinsam mit anderen Künstlern und Kulturschaffenden die Hochschule für Gestaltung in Ulm. Geld für Sitzmobiliar war allerdings nicht vorhanden.
So behalf Max Bill sich kurzerhand selbst. Gemeinsam mit seinem Kollegen Hans Gugelot und dem Schreinermeister Paul Hildinger kreierte er einen tragbaren Hocker. Der Hocker war leicht und konnte aus günstigem Fichtenholz in der hochschuleigenen Tischlerei hergestellt werden.
Leicht, günstig, multifunktional
Das Gestell besteht aus drei Brettern, die durch Verzinkung miteinander verbunden werden. Ein waagerechtes Rundholz hält die Flanken zusammen. Dieses Rundholz sowie die Standleisten werden aus Buchenholz gefertigt.
Dank seiner leichten Bauweise konnten die damaligen Studenten den Hocker einfach von Raum zu Raum mitnehmen. Auf den Kopf gedreht diente er ihnen auf den Wegen sogar noch als Transportbox. In Seminarräumen, in den Speisesälen, in den Wohnräumen der Studenten – schnell war der Ulmer Hocker aus dem Bild der Hochschule nicht mehr wegzudenken.
Noch heute ein beliebtes Möbelstück
Schon 1968 musste die Hochschule ihre Pforten wieder schließen – wegen Geldmangel. Schreinermeister Hildinger produzierte die Hocker aber zunächst in Kleinserie weiter. Seit 2011 legt die Züricher Firma WB eine Re-Edition auf. Ganz klassisch aus Fichten- und Buchenholz, aber auch aus anderen Hölzern in verschiedenen Lasierungen.
Im Gegensatz zu elf Mark, die der Ulmer Hocker 1960 kostete, muss man heute rund 200 Euro in den Designklassiker investieren. Auch andere Möbelhersteller wie die italienische Firma Zanotta haben sich den Ulmer Hocker zum Designvorbild genommen und produzieren ganz ähnliche Hocker in anderen Maßen.
Heutzutage dient der Hocker natürlich weiterhin als Hocker, findet aber auch Verwendung als Teil eines Regals, als Beistelltisch, als Rednerpult oder auch als Tablett. Das Multitalent kennt quasi keine Grenzen.
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